Wie kann man eigentlich einer Allergie vorbeugen?

Familien mit kleinen Kindern, werdende Eltern oder solche, die noch werdende Eltern werden wollen, machen sich oft Gedanken darüber, wie sie Allergien bei ihren Kindern vermeiden können. Dies auch besonders dann, wenn eine familiäre Vorbelastung mit allergischen Erkrankungen besteht.

Wissenschaftler haben nun die medizinische Literatur durchforstet, um die Datenlage beurteilen zu können. Herausgekommen ist eine Leitlinie zur Allergieprävention, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde.[1]

Die Leitlinie enthält Empfehlungen zur  Allergieprävention (Allergievorbeugung) bei den wesentlichen atopischen Erkrankungen: das atopische Ekzem, die allergische Rhinokonjunktivitis und das allergische Asthma.

Wer genau wissen will, was evidenzbasiert bekannt ist, muss den Originalartikel lesen.

Im Folgenden werden die gesicherten Erkenntnissezusammengefasst:

Stillen 
In den ersten vier Monaten sollten Babys möglichst ausschließlich gestillt werden.

Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit
Die Mutter sollte sich  während Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen und nährstoffdeckend ernähren.

Nach derzeitigem Kenntnisstand schützt eine Diät (potente Nahrungsmittelallergene meiden) während der Schwangerschaft nicht vor Allergien.

Fisch hat in der Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft und/oder Stillzeit einen protektiven (schützenden) Effekt hinsichtlich der Entwicklung von Allergien.

Wenn ein Risiko zur Allergieentwicklung besteht und nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, sollte partiell oder extensiv hydrolysierte Säuglingsnahrung bis zum vollendeten 4. Lebensmonat eingesetzt werden.

Soja-basierte Säuglingsnahrungen sind zum Zwecke der Allergieprävention nicht hilfreich.

Auch andere Tiermilch, wie Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch schützt wohl nicht vor Allergien.

Beikost und Ernährung des Kindes im ersten Lebensjahr
Eine Verzögerung der Beikostgabe über den vollendeten vierten Lebensmonat hinaus bringt keinen zusätzlichen Schutz. Auch die Meidung bestimmter Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr ist nicht zu empfehlen. Hingegen scheint Fischkonsum in dieser Zeit der Entwicklung allergischer Erkrankungen entgegenzuwirken.

Ernährung nach dem ersten Lebensjahr
Eine allgemeine Diät zur Allergieprävention hat keinen nachweisbaren Effekt.

Haustierhaltung
Wenn kein erhöhtes Allergierisiko besteht, muss die Haustierhaltung nicht eingeschränkt werden.

Wenn ein erhöhtes Allergierisiko besteht, sollten Felltiere nicht gehaltern werden, dies gilt insbesondere für Katzen. Für Hunde ist ein erhöhtes Allergierisiko bisher nicht belegt.

Hausstaubmilben
Wenn keine Allergie besteht, muss man die Kinder nicht vor Hausstaubmilben schützen. Dies ist natürlich anders, wenn schon eine Allergie besteht. In diesem Fall sollte man den Kontakt mit Hausstaubmilbenallergenen meiden.

Schimmel und Feuchtigkeit
Hohe Luftfeuchtigkeit und mangelnde Lüftung begünstigen das Schimmelpilzwachstum. Also sollte man darauf  achten, dass die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen nicht zu hoch ist und man sollte ausreichend lüften.

Tabakrauch
Tabakrauch erhöht das Risiko für Allergie und Asthma, dies gilt besonders während der Schwangerschaft.

Innenraumluftschadstoffe
Schadstoffe in Innenräumen, wie zum Beispiel Formaldehyd (neue Möbel, Malerarbeiten etc.),  können das Allergierisiko erhöhen. Die Exposition sollte so gering wie möglich gehalten werden.

Impfungen
Alle Kinder sollten nach den STIKO-Empfehlungen geimpft werden.
Impfungen erhöhen das Allergierisiko nicht, es gibt aber Hinweise darauf, dass Impfungen das Allergierisiko senken können.

Körpergewicht
Wer übergewichtig ist, bekommt nach heutiger Kenntnis wahrscheinlich häufiger Asthma. Übergewicht sollte daher auch aus diesem Grund vermieden werden.

Kfz-Emission
Es besteht ein erhöhtes Risiko Asthma zu entwickeln, wenn man Stickoxiden und kleinen Partikeln in der Luft (PM 2,5; „particulate matter“) ausgesetzt ist. Stickoxide und PM 2,5 finden sich vor allem an viel befahrenen Straßen. Eine Exposition sollte möglichst gering gehaltern werden.


[1] Klinische Leitlinie: Allergieprävention. Muche-Borowski, Cathleen; Kopp, Matthias; Reese, Imke; Sitter, Helmut; Werfel, Thomas; Schäfer, Torsten. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(39): 625-31
DOI: 10.3238/arztebl.2009.0625