Liebe Sportlehrerin, lieber Sportlehrer,

Asthma und Sport – Hinweise und Empfehlungen für SportlehrerInnen

Es ist erwiesen, dass Bewegung, Sport und Spiel auch bei Asthmakindern positive Reize für die Entwicklung der Organe und des Bewegungsapparates setzen, Einfluss auf die Verbesserung der Lungenfunktion nehmen und insgesamt die Funktionalität, Leistungsfähigkeit und Belastungsverträglichkeit des Organismus / Körpers dieser Kinder verbessern helfen.

Daher ist es heute „out“, Asthmakinder vom Sport fernzuhalten, sie vom Sportunterricht zu „befreien“.

Ausschlaggebend für eine sinnvolle Betreuung asthmakranker Kinder in Sport und Bewegung sind gegenseitiges Vertrauen, Information und Abstimmung zwischen Arzt, Sportlehrer, dem betroffenen Schüler und dessen Eltern.

Sehr geehrte Sportlehrerinnen und Sportlehrer,

mit den folgenden Informationen und Empfehlungen möchten wir Sie in dieser pädagogischen Aufgabe unterstützen:

Typisch für die Erkrankung Asthma ist deren Wechselhaftigkeit und Individualität, bezogen vor allem auf die Häufigkeit, den Zeitpunkt und den Schweregrad des Auftretens der typischen Symptome (Atemnot, Husten, Giemen, Auswurf).

Es ist also durchaus möglich, dass ein asthmakrankes Kind am Nachmittag mit Freunden auf dem Spielplatz herumtobt und Ihnen am nächsten Morgen in der Schule mitteilt, dass es ihm nicht gut geht und es Probleme mit der Atmung hat. Eine solche Situation kann fast typisch sein und erfordert von Ihnen viel Einfühlungsvermögen und Vertrauen.

Lassen Sie sich von dem Betroffenen Schüler, von uns und von den Eltern über das Asthma dieses Kindes informieren, über:

die Art des Asthmas (Allergisches Asthma, Infektasthma, Anstrengungsasthma)

die möglichen Auslöser eines Atemnotanfalls (Pollen, Staub, Tierhaare, Ozonwerte, kalte Luft, Hausstaubmilben, körperliche  Anstrengung o. a.)

den Zeitraum bzw. die Zeiten, in denen am häufigsten Atemnot auftreten kann  (Frühjahr, Herbst, bestimmte Klimasituation, in den Morgenstunden o. a.)

die Medikamente, die das Kind einnimmt, insbesondere die vor dem Sport und bei auftretender Atemnot.

Gehen Sie in Ihrem Bemühen, das asthmakranke Kind am Sport teilhaben zu lassen davon aus, dass dies bezogen auf Art und Höhe der Belastung immer in Abhängigkeit vom aktuellen Befinden des betreffenden Schülers geschehen sollte. So kann es sein, daß das Kind an den meisten Sportstunden fast wie jeder andere normal teilnehmen kann, da es in dieser Zeit beschwerdefrei ist, während an anderen Tagen aufgrund vorhandener Beschwerden nur eine modifizierte oder eingeschränkte Beteiligung möglich ist.

Fragen Sie daher den betroffenen Schüler vor dem Sport nach dem aktuellen Befinden und nach der Einnahme des Medikamentes, welches ihm von uns zum Inhalieren vor dem Sport verordnet wurde.

Es ist auch möglich, nach Absprache mit den Eltern und uns, durch eine Messung mit dem peak flow Meter vor dem Sport den Zustand der Atemwege festzustellen. Fast jedes asthmakranke Kind besitzt ein solches Meßgerät und kann es auch handhaben.

Sollte dennoch während des Sportunterrichts ein Atemnotanfallauftreten, dann empfiehlt sich:

nochmals zwei Sprühstöße des Notfallmedikaments zu inhalieren

beruhigend auf das Kind einzuwirken

die Atmung zu beruhigen, indem das Kind mittels Lippenbremseausatmet

die Atmung durch die Einnahme einer sogenannten atemerleichternden Körperstellung zu begünstigen (z. B. „Kutschersitz“)

Empfehlungen für die Sportpraxis mit Asthmatikern:

Die Teilnahme am Sport ist für Asthmatiker nicht von der Sportart abhängig. Im Grunde sind alle Schulsportarten geeignet, entscheidend sind die Auswahl der Übungsinhalte, vor allem aber Art und Dauer der Belastung.

Belastungsmäßig sollte generell die Intervallmethode angewendet werden, da es für einen Asthmatiker besonders wichtig ist, daß er zwischen Belastungen seine Atmung beruhigen kann und es nicht zu einer Hyperventilation kommt.

Unverzichtbar vor körperlicher Belastung ist eine ebenfalls intervallmäßig gestaltete und ausreichende Aufwärmung. Ein „Kaltstart“ kann bei einem Asthmatiker zu einer extremen Verengung der Bronchien, zu Hyperventilation und zu Atemnot führen.

Bei der Sportauswahl sollten solche Übungen favorisiert werden, mit denen insbesondere die koordinativen Fähigkeiten und die gesamte Motorik verbessert werden. Eine höhere Qualität der Motorik hat eine geringere Energieinanspruchnahme zur Folge und senkt damit die Gefahr einer Hyperventilation.

Von den Sportarten empfehlen sich solche, die in ihrem Ablauf oder mit ihrem Regelwerk bereits intervallmäßig angelegt sind.

Im konditionellen Bereich kann empfohlen werden:

Ausdauer – als Kurz- bis Mittelzeitausdauer

Kraft – im Sinne von Haltungsprophylaxe und  Kräftigung der Atemmuskulatur (als dynamische Muskelarbeit!)

Schnelligkeit – im Sinne von Reaktionsschnelligkeit, Beschleunigungsvermögen und Aktionsschnelligkeit (keine Schnelligkeitsausdauer!)

Bewertung schulsportlicher Leistungen

Auch wenn im günstigsten Fall therapeutisch und prophylaktisch Asthmatiker oft „normal“ am Schulsport teilnehmen können, kann krankheitsbedingt ein Defizit im all­gemeinen Trai­ningszustand sowie in der Entwicklung bestehen. Die sportliche Leistung von Asthmati­kern sollte daher nicht anhand der absoluten sportlichen Leistungen mit Hilfe von Normen­tabellen bewertet werden. Geeigneter ist die Einschätzung der vollzogenen Lernvorgänge, der kogniti­ven Beteiligung sowie der Mitarbeit.

Sehr geehrte Sportlehrerinnen und Sportlehrer,

natürlich gibt es auch für den Umgang mit asthmakranken Kindern im Sport kein Patentrezept. Insofern verstehen Sie bitte unsere Empfehlungen im Sinne des Wortes als Anregung, Hilfe oder auch Bestätigung für Ihre pädagogische Arbeit mit diesen chronisch kranken Kindern.