Was bedeutet eigentlich Bronchiektasen?

Bronchiektasen

Der Name leitet sich vom griechischen „éktasis“ (= Erweiterung) ab und bedeutet daher wörtlich „Bronchialerweiterung“. Bronchiektasen können zylinderförmig, sackförmig (cystisch) oder spindel­förmig (varicös) sein. Betroffen sind meist die mittleren und kleinen Bronchien. Die Bronchialerwei­terung führt dazu, dass der physiologische Sekrettransport durch die Flimmerhärchen gestört ist und das Bronchialsekret wie in einem Syphon an den tiefsten Stellen liegenbleibt. Das stagnierende Sekret wird von Bakterien besiedelt, und es schwelt jahrelang eine lokale Entzündung vor sich hin, die sämtliche Wandschichten der Bronchien und später auch das umliegende Lungengewebe erfaßt. Am Ende kommt es um die Bronchien herum zur Bindegewebsneubildung und zu narbigen Verziehungen der Bronchien, die den Sekrettransport noch zusätzlich behindern. Die Patienten husten Tag für Tag große Mengen eines gelb-grünen Sputums aus, das manchmal auch blutig sein kann und im klassi­schen Fall eine Dreischichtung aufweist mit einer schaumigen Oberschicht, einer serösen Mittel­schicht und einem Bodensatz aus Eiter, Fasern und Bestandteilen der geschädigten Bronchialwand.

Bronchiektasen sind in Mitteleuropa im Laufe der letzten Jahrzehnte deutlich seltener geworden, da Masern und Keuchhusten als die früher hauptsächlichsten Ursachen durch eine konsequente Impfung zurückgegangen sind. Auch neue Fälle von Tuberkulose spielen als Bronchiektasen-Ursache inzwi­schen bei uns kaum noch eine Rolle. Meist sind heute die Bronchiektasen Folge von Lungenentzün­dungen oder wiederholten Virusinfekten der kleinsten Atemwege (Bronchiolitis) im Kleinkindesalter. Es gibt aber auch eine angeborene Form der Bronchiektasen, die auf einer Entwicklungsstörung der Lunge beruht. In Teilen der Lunge, meistens in den Unterlappen, bleibt die Differenzierung des Bron­chialbaums bei der 6. bis 8. Teilungsgeneration stehen, während es in der gesunden Lunge 20 bis 22 Teilungsgenerationen gibt. Es entstehen dadurch meist sehr große, sekretgefüllte Bronchiektasen, die von der „Wabenlunge“ im Extremfall bis zur „Sacklunge“ führen. Es ist klar, dass solche Lungen­abschnitte kaum noch etwas zur Lungenfunktion beitragen, sondern nur ein ständiger Infektionsherd sind.

Nur in den seltenen Fällen von umschriebenen Bronchiektasen kommt eine operative Entfernung in Frage.

Wenn die Bronchiektasen ausgedehnt sind, können Rasselgeräusche auskultierbar sein, verursacht durch Turbulenzen in den sekretgefüllten Atemwegen. Die einfache Röntgenaufnahme der Lunge zeigt dagegen nicht in allen Fällen eindeutige Veränderungen.

Um die Ausdehnung von Bronchiektasen exakt erfassen zu können, ist heute die hochauflösende Computertomographie der Lunge (HRCT) die zuverlässigste und den Patienten am wenigsten beein­trächtigende diagnostische Methode. Häufig findet der Röntgenarzt als Zufallsbefund eine leichtgra­dige Erweiterung der Bronchien, die er ebenfalls Bronchiektasen nennt. Die klinische Symptomatik der Bronchiektasenkrankheit (Husten, viel Auswurf) kann dabei vollständig fehlen. Die Bedeutung solcher Befunde für den Patienten bleibt unklar.

Wenn die Frage einer etwaigen Operation abzuklären ist, muss der Patient heute nicht mehr das beeinträchtigende Verfahren der Bronchographie über sich ergehen lassen. Eine HRCT ist als präoperatives Bild gebendes Verfahren ausreichend.

Für die weitaus meisten Bronchiektasen-Patienten kommt eine chirurgische Therapie nicht in Frage, weil die Bronchiektasen mehrere Lungenteile betreffen. Bei ihnen steht eine konsequente Sekret­drainage mit physikalischen Methoden ganz im Vordergrund: Lagerungsdrainage, Vibrationsmassage, autogene Sekretdrainage, Flutter-Ventil, Hochfrequenzinhalation.

Das Hauptproblem der Bronchiektasenkrankheit ist die zunehmende bakterielle Hohlraumbesiedlung der Bronchien mit Keimen, die infolge schlechten Ansprechens auf Antibiotika schwer zu beseitigen sind. Eine gezielte und ausreichend hoch dosierte antibiotische Behandlung ist dann notwendig, wenn die Hohlrauminfektion auf die umliegenden Lungenabschnitte übergegriffen und dort eine Lungen­entzündung erzeugt hat.

Früher liefen Bronchiektasen-Patienten Gefahr, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr an Lungenfunktion zu verlieren und zuletzt durch Rechtsherzbelastung und verminderten Sauerstoffge­halt im Blut immer weniger körperlich belastbar zu werden. Inzwischen hat sich die Prognose der Bronchiektasenkrankheit dank der konsequenten antibiotischen Therapie aber eindrucksvoll gebes­sert.

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